Ist Kultur in Attendorn außerhalb des Bahnhofs denkbar?

23. August 2015

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Diese Frage stellt man sich, wenn man einige Reaktionen auf die jüngste Beschlussvorlage der Stadt für den Hauptausschuss liest. Darin schlagen wir vor, dass die Planung für eine öffentlich geförderte Kulturstätte im Bahnhof beendet wird. Stattdessen soll ein Konzept erstellt werden, wie in der alten Post ein Kulturzentrum mit einem Veranstaltungsraum, Gastronomie und ggf. weiteren Begegnungsräumlichkeiten entstehen kann.

Zunächst ist festzuhalten, dass mittlerweile die große Mehrheit der Attendorner der Ansicht ist, dass Attendorn solche Räumlichkeiten braucht. Diese Überzeugung ist auch der jahrelangen Überzeugungsarbeit, die der Verein Bürgerhaus Alter Bahnhof geleistet hat, zu verdanken. Auch ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass eine zusätzliches zentral gelegenes Kulturzentrum für mehr Leben in der Stadt und ein bunteres Kulturprogramm mit kleinen Konzerten, Theateraufführungen, Kabarett, Lesungen etc. sorgen kann. Deshalb besteht für mich überhaupt kein Zweifel daran, dass wir solche Räumlichkeiten schaffen müssen.

Ich meine aber, dass es nach mehreren vergeblichen Versuchen Zeit ist, die Planungen, ein solches Kulturzentrum im Bahnhof unterzubringen, einzustellen. Offensichtlich ist die Bausubstanz des Bahnhofes so schlecht, dass Kosten und Nutzen für einen Umbau im Bestand in keinem Verhältnis stehen. Erst im Januar haben wir die Planung eingestellt, den Umbau zum Bürgerhaus über eine 50%-Landesförderung zu erreichen Damals haben selbst Teile des Vorstandes des Vereins Alter Bahnhof die zugrunde liegenden Zahlenwerke nicht mehr für tragfähig gehalten. Auch die neue Planung, die übrigens selbst einen Abriss und Neubau des Mittelteils vorsieht, sieht die Stadtverwaltung trotz einiger anerkennenswerter Ansätze nicht als aussichtsreich an. Es würde zu weit führen, hier die bestehenden Bedenken zu erläutern. Diese sind in der angesprochenen Beschlussvorlage detailliert ausgeführt. Ich möchte aber hinzufügen, dass es sicher nicht an der Qualifikation oder dem mangelnden Engagement der Beteiligten liegt, dass es nicht klappt. sondern einfach daran, dass ein Umbau des Bahnhofs im Bestand einfach unwirtschaftlich ist. Da nützt es nichts, mit dem Kopf durch eine der dünnen Wände des Bahnhofs zu gehen.

alte Post

Wer aber sagt, was nicht geht, muss aber auch sagen, was geht. Und genau das möchte ich tun. Wir packen das Thema Kultur nicht weg, nur weil es im Bahnhof nicht geht. Mir persönlich war immer schon der Inhalt, nämlich Raum für Kultur und Begegnung schaffen, wichtiger als der Erhalt des Bahnhofsgebäudes. Deshalb schlagen wir vor, ein Kulturzentrum in der alten Post einzurichten. Dort haben wir im Erdgeschoss über 400 Quadratmeter zur Verfügung, im Keller könnten weitere Nebenflächen zur Verfügung gestellt werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dort, mitten in der Stadt, ein Anziehungspunkt entsteht mit dem eben angesprochenen Veranstaltungsraum samt kleiner Bühne, Gastronomie, Raum für Kultur und Begegnung. Die Post ist im Vergleich zum Bahnhof zentraler gelegen, verfügt über eine bessere Bausubstanz; sie ist geräumig und wird auf dem Vorplatz, der 2017 umgebaut werden soll, beste Bedingungen auch für Außengastronomie bieten. Im Gegensatz zum Bahnhof ist die Post übrigens ein eingetragenes Denkmal, das es zu inszenieren gilt.

Ja, wir brauchen ein breiteres kulturelles Angebot in Attendorn. Aber nein, das ist nicht nur im Bahnhof möglich. Ich meine, dass es Zeit für einen Schlussstrich unter die Planungen ist, auch wenn ich verstehe, dass sich die Anhänger des Bahnhofs mit diesem Gebäude emotional verbunden fühlen und diese Entscheidung erst einmal verdauen müssen. Aber erstens möchte ich es den ehrenamtlich engagierten Bürgern nicht zumuten, noch mal Monate oder Jahre weiterzuplanen, obwohl ich die Erfolgsaussichten als gering ansehe. Zweitens: Wenn uns ein breiteres Kulturangebot wirklich am Herzen liegt, dann sollten wir endlich Entscheidungen treffen und uns an die Umsetzung machen.

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