Stellungnahme zu Post und Bahnhof

04. September 2015

Porträtfoto

Mit Leidenschaft wird gerade über den Erhalt und die weitere Nutzung des Bahnhofs in Attendorn diskutiert. Dabei ist leider viel Porzellan zerschlagen worden. Höchste Zeit, die Diskussion wieder zu versachlichen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Ich möchte deshalb folgendermaßen Stellung nehmen.

  1. Das ehrenamtliche Engagement der Bürger, die sich in den Vereinen „Bürgerhaus Alter Bahnhof“, „KulturA“ und im Heimatverein für den Erhalt des Bahnhofs einsetzen, ist absolut anerkennenswert. Unsere Stadt lebt auf vielen Feldern vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Bürger.
  2. Ich habe den Wunsch vieler Bürger, das Bahnhofsgebäude zu erhalten, verstanden. Wir müssen diesen Wunsch aber mit der Aufgabe übereinbringen, die Post mit mehr Leben zu füllen, damit in der Innenstadt und besonders in der Niedersten Straße mehr los ist. Deshalb habe ich Vertretern der Ratsfraktionen und der genannten Vereine einen Kompromiss vorgeschlagen. Danach sollen die Vereine ein Ankaufsrecht für den Bahnhof erhalten unter der Bedingung, dass die Nutzung des Bahnhofs sich nicht mit der geplanten Nutzung für die Alte Post überschneidet und im Bahnhof kein Veranstaltungssaal mit Bühne entsteht. Mit diesem Vorschlag wäre es möglich, den Bahnhof zu erhalten und für andere kulturelle, soziale und gastronomische Zwecke zu nutzen. Gleichzeitig könnten wir aber weiter daran arbeiten, aus der Post einen echten Frequenzbringer mit Gastronomie und Veranstaltungssaal mitten in der Innenstadt zu machen und mehr Leben in die Niederste Straße zu bringen. Die Vereine wollen diesen Vorschlag nun prüfen.
  3. Ich teile die Auffassung, dass die engagierten Bürger besser in den Entscheidungsprozess eingebunden werden mussten. Hier wird der inzwischen eingerichtete „runde Tisch“ mit Vertretern aus Politik, der beteiligten Vereine und dem Bürgermeister eine deutliche Verbesserung herbeiführen. Den Vorwurf, Wahlversprechen gebrochen zu haben, weise ich jedoch in aller Deutlichkeit zurück. Ich habe zwar immer davon gesprochen und geschrieben, mich für das Projekt Bürgerhaus Bahnhof einsetzen zu wollen. Aber gleichzeitig habe ich immer betont, dass dies auf Basis einer soliden finanziellen Grundlage geschehen muss. Das erste ohne das zweite zu zitieren, ist weder richtig noch fair. Außerdem scheiterten allein in meiner Amtszeit zwei Planungsansätze für die Realisierung des Bahnhofs. Irgendwann muss es erlaubt sein, über Alternativen wie die Alte Post nachzudenken, um das zu retten, was mir immer am wichtigsten an dem Projekt erschien, nämlich ein breiteres kulturelles Angebot in Attendorn zu bieten. Hierauf zielt auch mein Satz, dass ein Bürgermeister nicht nur sagen soll, was nicht geht, sondern auch sagen muss, was geht.
  4. Während es lange Zeit vorwiegend um das ging, was im Bahnhof los sein sollte, wird seit einigen Monaten der Erhalt des Bahnhofs als historisches Gebäude in den Vordergrund gestellt. Doch auch hier gilt es zu differenzieren. So hat der bisherige Beschlussvorschlag der Verwaltung ausdrücklich die Möglichkeit eröffnet, das Bahnhofsgebäude oder Teile davon zu erhalten. Die letzten beiden Planungen der Vereine sehen indes auch vor, den Mittelteil (die Wartehalle) abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.
  5. Bei aller Wertschätzung für das ehrenamtliche Engagement der Bürger, die sich für den Erhalt des Bahnhofs engagieren, müssen Zweifel an der Umsetzbarkeit der aktuellen Planung erlaubt sein. Es gibt viel zu viele politische Prestigeobjekte, die letztlich deshalb gescheitert sind, weil eine kritische Überprüfung der Machbarkeit unterblieben ist. Vor diesem Hintergrund ist in der weiteren Planung zu erweisen, dass es wirklich möglich ist, den Bahnhof für unter 2 Mio. Euro umzubauen, während die Planung vor einem Jahr Kosten von ca. 3,5 Mio. Euro und eine um etwa 400 qm geringere Nutzfläche vorsah.

Mein Wunsch ist es, dass wir nun in Ruhe weiterplanen, sachlich miteinander reden und am Ende hoffentlich zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Um politisch die richtige Entscheidung zu treffen, brauchen wir sicher die Leidenschaft für eine Idee, genauso aber das Augenmaß für deren Umsetzbarkeit und das Verantwortungsgefühl für die gesamte Stadtentwicklung.

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