Attendorn international unterwegs

30. Januar 2018

In meiner Neujahrsansprache habe ich u.a. über die erfreulicherweise wachsenden internationalen Kontakte der Stadt gesprochen:

“Wer in der Welt erfolgreich sein will, darf nicht nur um sich selber kreisen. Ob die Hanseaten im Mittelalter oder unsere global agierenden Unternehmen heute: Sie sind wagemutig, in der Welt unterwegs und neugierig auf Fremdes. Nicht zuletzt bereichert Reisen auch durch Einblicke in fremde Kulturen und daraus entwickelte neue Ideen. Dazu passt eine Stadt nur schlecht, die bisher keine internationalen Kontakte pflegt. Doch das ändert sich in Attendorn derzeit rasant.

Denn erstens ist Attendorn schon lange Mitglied des Westfälischen wie des Internationalen Hansebundes. Doch wir wollen die Mitgliedschaft nicht nur auf dem Papier, wir wollen sie leben. Deshalb bringt sich Attendorn verstärkt im Westfälischen Hansebund ein und war im vergangenen Jahr zum ersten Mal mit einem Stand auch auf dem Internationalen Hansetag in Holland vertreten. Auch beim Hansetag im kommenden Juni in Rostock werden wir dabei sein, um Kontakte und hanseatische Traditionen zu pflegen; natürlich auch in der Hoffnung, dass viele im Gegenzug zum Westfälischen Hansetag 2022 nach Attendorn kommen.

Zweitens sind wir endlich auf einem guten Weg, um eine Städtepartnerschaft zu schließen. In diesem Jahr ist es uns gelungen, einen guten, ja sogar herzlichen Kontakt zur Stadt Rawicz in Polen aufzubauen. Diese in etwa gleich große Kreisstadt, 60 km nördlich von Breslau habe ich mit einer kleinen Verwaltungsdelegation im Oktober besucht, der Gegenbesuch ist im Dezember erfolgt. Trotz unserer Skepsis gegenüber Kreisstädten waren die gegenseitigen Besuche ein voller Erfolg. Bereits jetzt habe ich einen tollen Eindruck von der polnischen Gastfreundschaft bekommen und erlebt, dass solche Begegnungen dazu führen, dass man zum Nachdenken über sich selbst angeregt wird und Vorurteile abgebaut werden. Ich glaube, dass wir mit einer vertieften Freundschaft mit Rawicz auch der Herkunft und Kultur von über 800 polnisch-stämmischen Attendornern Anerkennung verschaffen können. Und wer sich fragt, warum es denn gerade Polen mit seiner rechtskonservativen Regierung sein muss, dem antworte ich, dass es gerade jetzt, wo Regierungen und vielleicht ganz Europa auseinanderdriftet, Sinn macht, die Menschen in Austausch zu bringen und vielleicht zu Freunden zu machen und Europa von unten zu stärken. Ich freue mich jedenfalls, dass es zwischen Rawicz und Attendorn in diesem Jahr auch erstmals Besuche mit größeren Gruppen geben soll, damit die Partnerschaft weite Kreise in der Bevölkerung zieht.

Weltoffenheit spiegelt sich nicht nur im Austausch mit dem Ausland, sondern auch in der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen hier bei uns. In diesem Sinne wollen wir uns drittens 2018 gerade mit der jüdischen Geschichte und Kultur auseinandersetzen. 80 Jahre nach der Reichspogromnacht, die das Fanal für die Verfolgung der Juden im Nationalsozialismus leider auch in Attendorn darstellte, wollen wir am 08.11. auf dem Jüdischen Friedhof eine Gedenkstele für alle unbestatteten Opfer des Holocaust aus Attendorn einweihen. Eingerahmt werden soll diese Einweihung von zahlreichen Veranstaltungen im Herbst, die sich mit dem Judentum auseinandersetzen, von einer Museumsausstellung über Konzerte bis hin Wanderungen, Stadtführungen und einer Konferenz. Diese Veranstaltungsreihe unter dem Namen „Attendorn – Shalom 2018“ ist abermals ein Zeichen dafür, dass Attendorn seine jüdische Geschichte pflegt. Sie ist bereits jetzt überregional von Medien und Stiftungen begrüßt worden. Ich möchte den Initiatoren bereits jetzt danken, die sich für die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte und Shalom 2018 engagieren.

An dieser Stelle möchte ich viertens allen Bürgern danken, die sich für das Operndorf Afrika in Burkina Faso engagiert haben. Leider war es nicht möglich, eine nachhaltige Verbindung zum Operndorf aufzubauen. Dies hat aber beileibe nicht am Engagement des Vereines hier gelegen. Es ist richtig, auch zwischen Afrika und Europa Kontakte zu knüpfen. Und die Idee, Projekte wie das Operndorf zu unterstützen und das Leben der Menschen in Afrika zu verbessern, ist der richtige Weg, auch um immer neue Flüchtlingswellen aus Afrika nach Europa zu verhindern.”

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